Am 3.5.2021 fand die zweite virtuelle Planungswerkstatt zum Bauprojekt Am Sandhaus Buch statt. Diese war aufgrund der vielen Forderungen aus der Bevölkerung, besser in den Planungsprozess einbezogen zu werden, relativ kurzfristig anberaumt worden. Trotz der kurzen Frist und der im Stadtteil kaum wahrnehmbaren Bewerbung nahmen insgesamt wieder ca. 75 Menschen teil. Diese konnten sich per Youtube-Video, auf der Senatswebseite [Link] sowie durch Online-Präsentationen der Planungsteams zu Beginn der Veranstaltungen mit den Überarbeitungen vertraut machen. Dabei wiesen zwei der Entwürfe, Büro Rheinflügel Severin & A24 Landschaft und Büro Wessendorf & Grieger Harzer Landschaftsarchitekten GbR, eher kleinere und punktuelle Veränderungen auf. Büro Wessendorf & Grieger Harzer plant weiterhin mit 2700 Wohneinheiten, also geschätzt mindestens 5400 bis 6000 zusätzlichen Einwohner:innen. Schon auf den Plänen wird die sehr große Bebauungsdichte, auch im Vergleich zu benachbarten Quartieren deutlich. Auf eine Bebauung dicht an der S-Bahn und eine urbane Verdichtung in unmittelbarer Nähe zur Moorlinse, in letzter Konsequenz auch eine Verlagerung der Kinder- und Jugendprojekte von ihrem Standort weg, wollen die Planer*innen nicht verzichten. Ihr Argument, nur diese unmittelbare Nähe zur Bahn führe zum Verzicht auf das eigene Auto und der Ansatz sei damit ökologischer, ist aus unserer Sicht nichtzutreffend. Das Projekt wurde dementsprechend deutlich kritisiert.
Büro Rheinflügel/Severin & A24 hat die Planung nur leicht auf 2400 WE reduziert, so dass ebenfalls eine sehr dichte Bebauung entsteht. Sie belassen zwar die Moorwiese am Standort, bestehen jedoch ebenfalls auf der Verlagerung von NER und Waldkita. Dadurch werden die Projekte so dicht von Bauten eingerahmt, dass Konflikte mit den neuen Bewohner*innen vorprogrammiert zu sein scheinen (Rauch von Lagerfeuern, Lärm vom Hüttenbau etc.).
Das Büro Machleidt GmbH hat als einziges die überdeutliche Kritik am Umgang mit den Kinder- und Jugendprojekten Moorwiese, NER und Waldkita und der Gefährdung der Moorlinse durch zu nahe Bebauung und Übernutzung aufgegriffen und in planerische Veränderungen umgesetzt. Hier ist jetzt ein Jugend- und Bildungscampus vorgesehen, der die Bildungseinrichtungen des neuen Viertels neben und hinter der jetzigen Grundschule ansiedelt und die Kinder- und Jugendprojekte an ihrem Standort und mit der freien Verbindung zur Moorlinse belässt. Durch diesen Erhalt von Freiraum verringert sich die Zahl der Wohneinheiten auf ca. 1.700 – immer noch ein immenser Zuwachs, den aus unserer Sicht weiter zu reduzieren gälte, z.B. durch Verzicht auf eine Bebauung zulasten von Waldflächen in der zweiten Reihe Am Sandhaus. Auch an weiteren Stellen bedarf dieser Entwurf noch der Nachbesserung (z.B. bei den unglücklich gewählten Standorten der Quartiersgaragen und deren Zufahrtswegen, auch bei einigen Geschosshöhen – aber immerhin bietet er eine Diskussionsgrundlage.
Zu allen drei Entwürfen tauchte die Frage auf, wo denn das Leben innerhalb der Bebauung stattfinden wird, insbesondere, wo Jugendliche sich aufhalten können und werden. Außerdem wurde die eindeutige Einplanung von Fahrradparkhäusern vermisst.
Die Stimmung der Teilnehmenden in der Abschlussrunde war eindeutig pro Machleidt. Eine Festlegung erfolgte an dieser Stelle natürlich noch nicht. Auch wenn jetzt ein verbesserter Vorschlag auf dem Tisch liegt, ist noch lange nicht gesagt, dass die Entscheider:innen diesen auswählen. Und auch dann braucht es weiteres Beharrungsvermögen und Einmischen seitens der Bucher:innen und Interessierten, um letztlich eine gute Entwicklung zu erreichen. Wir werden genau verfolgen, in welche Richtung sich die Diskussion der Gutachter:innen bewegt. Wir werden auch weiterhin vom Senat und seiner Verwaltung einfordern, dass die unrealistisch hohen Zielzahlen für den Wohnungsbau im Quartier deutlich gesenkt werden, um ein sozial und ökologisch verträgliches neues Stadtquartier zu ermöglichen.