Moorlinse Buch unter Schutz stellen!

NABU Berlin stellt Antrag auf Ausweisung als Naturschutzgebiet 

Berlin, 04. Februar 2022 – Der NABU Berlin hat vorgestern bei der Obersten Naturschutzbehörde den Antrag gestellt, das Gebiet rund um die Große und Kleine Moorlinse Buch im Bezirk Pankow als Naturschutzgebiet auszuweisen. Der Moorlinse und den angrenzenden Feldern kommt eine hohe, überregionale Bedeutung für den Naturschutz zu. Das Gebiet beherbergt europaweit streng geschützte Tier- und Pflanzenarten und ist ein wichtiges Verbindungselement zu anderen Schutzgebieten. „Die Moorlinse in Buch ist ein außergewöhnlich artenreiches Gebiet,” so Rainer Altenkamp, 1. Vorsitzender des NABU Berlin. „Der Schutzstatus ‚Landschaftsschutzgebiet‘ reicht hier längst nicht mehr aus.“ 

Wertigkeit der Gebiete schon lange bekannt 

Der Wert der Moorlinse ist unbestritten. Seit 2002 sind die Flächen als Landschaftsschutzgebiet eingetragen. Ein 2017 vom Bezirksamt Pankow beauftragtes Gutachten wies die ‚herausragende und überregionale Bedeutung‘ für brütende und rastende Wasservögel nach. Ferner dokumentierte es diverse Brutvorkommen gefährdeter Arten wie der Löffelente oder der Rohrdommel, sowie selten gewordener Feldvögel wie Braunkehlchen oder Feldlerche. Außerdem wurden nicht weniger als 26 Tagfalterarten nachgewiesen, darunter der europaweit geschützte Spiegelfleck-Dickkopffalter und der Große Feuerfalter. 

Personalmangel blockiert Ausweisung 

Der Obersten Naturschutzbehörde ist die Bedeutung des Gebietes demnach schon lange bekannt. Eine Ausweisung der Moorlinse als Naturschutzgebiet bedarf jedoch ausreichender Personalressourcen im Bereich Naturschutz. Der NABU Berlin fordert den rot-grün-roten Senat daher in seinem Maßnahmenpaket „Berlins Natur retten“ auf, zehn Stellen in der Obersten Naturschutzbehörde zu schaffen. Momentan ist nur eine Stelle im Bereich der Schutzgebietsausweisung besetzt, während 45 Gebiete, darunter auch das Vogelschutzreservat am ehemaligen Flughafen Tegel, auf ihre Bearbeitung warten. „Schon lange fordern wir, die desolate Personalsituation in der Oberen Naturschutzbehörde zu verbessern,“ sagt Altenkamp. „Wenn die Ausweisung von Naturschutzgebieten so schleppend weitergeht wie bisher, wird es angesichts des Berliner Baubooms für viele wertvolle Flächen schon bald zu spät sein.”

 

Antrag des NABU zum nachlesen https://www.initiative-buch-am-sandhaus.de/wp-content/uploads/NSG_Moorlinse-Buch_NABU-Berlin_20220202.pdf

Auszug aus dem Antrag

Schutzwürdigkeit des Gebiets:

In einem vom Bezirksamt Pankow von Berlin, Umwelt- und Naturschutzamt in Auftrag gegebenen Gutachten „Moorlinse Buch, Floristische und faunistische Bestandserhebung“ von NATUR & TEXT (2017) wird der Moorlinse mit den angrenzenden Freiflächen eine herausragende und überregionale Bedeutung für den Brut- und Rastbestand von Wasservögeln attestiert. Aber auch gefährdete Arten der Agrarlandschaft wie Braunkehlchen, Wiesenschafstelze und Feldlerche brüten auf den angrenzenden Feldfluren.

Eine größere Zahl hochgradig gefährdeter Arten, wie beispielsweise die Löffelente, die in der aktuellen Roten Liste von Berlin (WITT & STEIOF, 2013) als ausgestorben (Bestand erloschen) geführt wird, brüten an der Moorlinse relativ störungsfrei. Auch Arten, die nach Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt sind und für die deshalb besondere Maßnahmen ergriffen werden müssen, kommen im Gebiet vor.

Bei den Kartierungen aus 2017 wurden insgesamt 60 Brutvogelarten mit 274 Revieren ermittelt. Für den Zeitraum 2005 bis 2016 sind es sogar 76 Arten. Von den 60 Arten haben insgesamt 24 Arten (39,3%) einen Gefährdungsstatus. 13 Arten stehen in den Roten Listen von Berlin und/oder Deutschlands: Baumpieper, Braunkehlchen, Feldlerche, Feldschwirl, Löffelente, Pirol, Rohrdommel, Rohrweihe, Star, Sumpfrohrsänger, Teichhuhn, Wendehals und Wiesenschafstelze. Weitere zehn Arten werden in der Kategorie „Vorwarnstufe“ aufgeführt.

Zusätzlich wurden in der Untersuchung von 2016 drei Arten (Neuntöter, Rohrdommel und Rohrweihe) im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie festgestellt. Für den Zeitraum 2005 bis 2016 werden sogar sieben Arten (zusätzlich: Brachpieper, Kleinralle, Sperbergrasmücke und Zwergdommel) im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie aufgeführt.

Im Rahmen der Untersuchung von NATUR & TEXT (2017) wurden außerdem 26 Tagfalterarten im Gebiet nachgewiesen. Besondere naturschutzfachliche Bedeutung besitzen die Vorkommen von Spiegelfleck-Dickkopffalter (Heteropterus morpheus) und Großem Feuerfalter (Lycaena dispar) als Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie. Im Untersuchungsgebiet kam der Spiegelfleck-Dickkopffalter im Bereich der Kleinen Moorlinse vor. Nachweise des Großen Feuerfalters liegen ebenfalls aus dem Bereich der Kleinen Moorlinse sowie auf dem sich nördlich an die Große Moorlinse anschließenden Grünland vor. Durch diese Befunde wird noch einmal die Bedeutung der Umgebung der Moorlinse, wie z.B. die kleine Moorlinse und die Grabenränder hervorgehoben. Bei den übrigen Tagfalterarten handelte es sich um häufige und in der Region weit verbreitete Schmetterlinge. Durch mosaikartige Pflege und Bewirtschaftung mit angepassten Mahdterminen ist hier eine Aufwertung der Tagfalterfauna ohne großen Aufwand möglich.

Nach Erstellung des Gutachtens sind noch weitere Rote-Liste Arten hinzugekommen, so brütet dort die bundesweit vom Aussterben bedrohte Knäkente (RL BE 1), sowie der in Berlin vom Aussterben bedrohte Schilfrohrsänger (RL BE 1) und der Karmingimpel (www.Ornitho.de, Abruf im Beobachtungsjahr 2021).

Die Herausragende Bedeutung der Moorlinse als Rast- und Durchzugsgebiet belegen zahlreiche Beobachtungen äußerst seltener, in der Roten Liste Berlin verschollener Arten. Eine Auswertung von Ornitho.de belegt allein für das Jahr Seite 3/4

2021 eine Anzahl von 38 bemerkenswerten Arten, die dort beobachtet und gemeldet wurden.

Darüber hinaus wurden immerhin vier Arten des Berliner Florenschutzes in der Umgebung der Großen Moorlinse durch die Stiftung Naturschutz nachgewiesen: Feld-Rittersporn (Consolida regalis), Tauben-Storchschnabel (Geranium columbinum), Zerstreutblütiges Vergißmeinnicht (Myosotis sparsiflora) und Wilder Hanf (Cannabis sativa s.l.) (STIFTUNG NATURSCHUTZ BERLIN, 2022).

Ein Kommentar

  1. Top aktuell:
    „Umweltministerin Steffi Lemke will mehr beim Schutz von Mooren erreichen. „Ich würde mir wünschen, dass wir bei der Wiedervernässung und Renaturierung von Moorlandschaften schneller vorankommen“, sagte sie. Moore sind CO₂-Speicher, ihr Schutz ist bedeutend für den Kampf gegen den Klimawandel.“
    (26.01.2022) https://www.rnd.de/politik/klimawandel-steffi-lemke-will-schutz-der-moore-beschleunigen-7ZBC6HAUNU6CR57H6KHZSFXS3Y.html

    Ich denke, der beste Schutz der Moore ist, diese nicht zu bebauen.

    Elke Thomas

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